Knowhow
Entwicklungen wie «Industrie 4.0» und «Digitalisierung» verursachen eine stetig zunehmende Dynamik im Arbeitsumfeld. Zwar gehört die viel zitierte «Halbwertszeit des Wissens» ins Reich der Mythen, weil bestehende Erkenntnisse nicht prinzipiell ihre Gültigkeit einbüssen. 2 + 2 ergibt noch immer 4 und der Satz des Pythagoras wird in absehbarer Zukunft ebenfalls kaum widerlegt werden. Allerdings wird zurzeit davon ausgegangen, dass fast schon im Minutentakt neue Erkenntnisse gewonnen werden. Die grosse Herausforderung ist es daher, neue Erkenntnisse überhaupt zu erkennen, ihre Relevanz beurteilen zu können, sie in bereits bestehende Erkenntnisse zu integrieren und daraus das erforderliche Knowhow – das «Gewusst wie» – entwickeln zu können.
Diese Herausforderung und die damit verbundene Verantwortung zeigen sich auf mehreren Ebenen: der individuellen, ganz persönlichen jedes Einzelnen, im Arbeitsumfeld von Unternehmungen und Organisationen, bei Vereinigungen von Berufsgruppen oder Fachverbänden sowie in Bildungsinstitutionen.
Knowhow – Erfolgsfaktor auf mehreren Ebenen
Unternehmungen und Organisationen
Im zunehmend dynamischen Arbeitsumfeld sind Mitarbeitende und Führungskräfte gefordert, mit den Veränderungen laufend Schritt zu halten. Der Arbeitsplatz wird mehr und mehr auch zum Lernort, wofür adäquate Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen. Wesentliche Elemente dafür sind spezifische Kompetenzprofile, die Umwandlung von implizitem zu explizitem Wissen, das Schaffen von Gefässen für den Erfahrungs- und Kompetenzaustausch sowie der Einsatz geeigneter Hilfsmittel, um Lernprozesse zu unterstützen und zu fördern.
Berufsgruppen und Vereinigungen
Die Dynamik im Arbeitsmarkt hat direkte Auswirkungen auf Berufsbilder und deren Kompetenzanforderungen. Neue Berufe entstehen, andere verschwinden und solche, die weiterhin bestehen, verändern sich. Die verantwortlichen Vereinigungen von Berufsgruppen nehmen in der Bildungslandschaft eine zentrale Rolle ein. Sie definieren die Anforderungen und Ausgestaltung der Grundbildung und der höheren Berufsbildung und schaffen damit die Grundlage für den qualifizierten Nachwuchs.
Abgestimmt mit den Anforderungen der gegenwärtigen und zukünftigen Berufspraxis liegt hier die Verantwortung für Prüfungsordnungen, Wegleitungen, Rahmenlehrpläne sowie Settings von Qualifikationsverfahren. In der Gesamtheit bildet dies die Orientierung für Bildungsinstitutionen und Lehrpersonen bei der Ausgestaltung von Bildungsmassnahmen.
Bildungsinstitutionen
Auch im bisher sehr erfolgreichen schweizerischen Bildungssystem sind Bildungsinstitutionen gefordert, die Veränderungen in der Arbeitswelt in der didaktischen und methodischen Gestaltung ihrer Angebote abzubilden. Von «Wissensvermittlung» ist längst nicht mehr die Rede, angestrebt werden die sogenannten Handlungskompetenzen – die Verbindung mehrere Kompetenzfelder zur Fähigkeit, bestimmte Aufgaben selbstständig, situationsgerecht und natürlich fachlich korrekt ausführen zu können.
So einleuchtend das klingt, so anforderungsreich ist die Umsetzung in der Praxis, da Bildungsangebote die Arbeitswelt nie vollständig abbilden können und vermehrt auch digitale Lernumgebungen integriert werden müssen.
Mit der langjährigen Erfahrung als Dozent, Bildungsgangsleiter und Prüfungsexperte unterstütze ich Unternehmungen, Berufsgruppen und Bildungsinstitutionen bei der Konzeption zeitgemässer Lernwelten und begleite sie durch die damit verbundenen Reformprozesse.